Bochum 1986: Am Abend des 26. Novembers stehen die Zuschauer*innen erwartungsvoll vor dem Theatersaal des Schauspielhauses in Bochum. Es ist der Premierenabend des Stücks Quai West.

Der Beginn verzögert sich, da es Probleme mit der Lichtstellanlage gibt. Nach circa einer halben Stunde werden die Zuschauer*innen hineingebeten. An der Einlasstür steht der Intendant Frank-Patrick Steckel und winkt eine Gruppe von 20-30 Personen hindurch. Die „Gruppe Heusnerviertel“ betritt den Raum und steuert auf direktem Weg die Bühne an. Es wird unruhig im Saal, denn sie stellen sich vorne auf, um die Gelegenheit zu nutzen, vor Publikum zu sprechen. Circa eine Woche ist nun schon vergangen, seit das Heusnerviertel vollständig abgerissen wurde. Die Gruppe ist aufgebracht und möchte über das falsche Spiel der Stadt aufklären und weist auf den bevorstehenden Rechtsstreit hin. Der Oberbürgermeister, der mit im Raum ist, weist alle Anschuldigungen von sich. Die Reaktionen im Publikum sind gespalten. Dann beendet der Beginn des Stückes die Kundgebung der „Gruppe Heusnerviertel“. Frank-Patrick Steckel begleitet die Gruppe nach draußen und verabschiedet sie freundlich. Im Nachhinein wird das Verhalten des Intendanten von dem Oberbürgermeister als rechtswidrig eingestuft, da er das Verbreiten von falschen Behauptungen gefördert, und somit die demokratischen Entscheidungen in Frage gestellt habe. Herr Steckel erhält eine Abmahnung: „[……] Ich habe Ihnen in einem unserer Gespräche einmal das Bild des sog. Boxers mit dem Glaskinn gezeichnet. Gehen sie davon aus, dass ich nicht bereit sein werde, auf ein „Glaskinn“ Rücksicht zu nehmen. Wenn Sie meinen austeilen zu dürfen oder auch zu müssen, dann müssen Sie auch lernen, einzustecken.“ (Jahofer, 1986)

Von Anja Bickele