Bochum 1986. Am Morgen des 20. Novembers stehen noch 11 Häuser im Heusnerviertel:  5 in der Heusnerstraße, 3 am Trottenberg und 3 in der Pestalozzistraße. Doch gleichzeitig stehen dort auch 300 Polizisten, 8 Möbelwägen und 6 Bagger.
Die 36 übrig gebliebenen Hausbesetzer*innen werden festgenommen. Möbel und einige Unterlagen werden abtransportiert. Dann ergeben sich auch die letzten Häuser dem aussichtslosen Kampf.
Am Ende des Tages ist die Besetzung des Heusnerviertels offiziell für beendet erklärt.
Zwar sind die ehemaligen Bewohner*innen des Heusnerviertels am selben Abend wieder auf freiem Fuß, doch zurück in ihr Zuhause können sie nicht mehr.

Bochum 2020. Heute, mehr als 30 Jahre später, stehen im ehemaligen Heusnerviertel noch vier Häuser. Drei davon sind im Besitz der Stadt, eines ist im Privatbesitz. Bewohnt ist wohl nur Letzteres und ist umringt von Industriegebiet.
Heute füllen nicht mehr die Bewohner*innen des Heusnerviertels die Straßen mit ihrem nie endenden Kampfgeist und ihrer Lebensfreude. Es sind die monotonen Geräusche der vorbeirauschenden LKWs, die über die Westtangente brettern und jeglichen Gedanken an eine Utopie des Heusnerviertels verblassen lassen.

Von Anja Bickele